Eisvogel
 

Hoffnung auf Eisvogel-Kontakt

http://www.eidner-berlin.de/garten/eisforum.jpg Foto von Hermann Rastätter 

(Eindrücke vom 16.2.2001 - Dieser Beitrag erschien im damals aktiven Naturforum www.naturforum.de). 

Etwas in meinem Innern sagte mir, dass ich heute nicht zur Arbeit gehen sondern mir einen freien Tag in der Natur gönnen solle. Die Seele braucht Nahrung, da kam ein so frühlingshafter Tag wie heute gerade recht. Mit Fotoapparat und Fernglas bewaffnet fahre ich in unsere Kleingartenanlage auf dem Niederlehmer Werder (fast 1000 Parzellen und ca. 2 km Uferlinie). Reifüberzogen präsentieren sich frühmorgens die Gärten. Viel zu schnell leckt die Sonne den Reif von Gräsern und Bäumen. Der Zauber des Winterkleides ist von vergänglicher Schönheit, besonders heute. Die Sonne hat bald schon soviel Kraft, dass ich die Jacke in den Rucksack stecken muß, um nicht zu schwitzen. Ich höre die melancholischen Rufe eines Kranichs, wenig später sehe ich den eleganten Vogel über mir. Sein Brutrevier befand sich letztes Jahr ganz in der Nähe unserer Kleingartenanlage, ich freue mich über die Wiederkehr. Wo wohl der Partner bleibt ? Ich laufe am Ufer entlang und höre das melodische Flöten eines Schwarzspechtes aus einem Auwaldrest heraus. Der größte unserer Spechte ist das ganze Jahr über Nahrungsgast, eine Brut hatten wir noch nicht. Vielleicht dieses Jahr oder noch später ? Auf dem Wasser schwimmen Gänsesäger, diese Wintergäste verlassen uns im Frühjahr. Plötzlich bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ein Eisvogel schießt vor mir aus dem Gebüsch und fliegt über die Dahme an´s andere Ufer. Ich sehe den Juwel in der Sonne glitzern und bin glücklich. 800 Meter weiter überrasche ich noch einen Eisvogel - oder war es derselbe noch einmal ? Auch er fliegt an´s andere Dahmeufer. Ich bin optimistisch und in mir reift ein Plan. Letztes Jahr im April /Mai habe ich den Eisvogel an gleicher Stelle beobachtet. Ich fand sogar eine horizontale Röhre in einem Wurzelteller, die sehr verdächtig nach einem Brutversuch aussah. Aber der Wurzelteller war wohl nicht tief genug. Immerhin gräbt der Eisvogel mit dem Schnabel eine Röhre von 40 bis 100 cm Länge, die am Ende backofenförmig zu einem Brutraum erweitert wird. Der Eisvogel wurde seit Mai letzten Jahres leider nicht wieder gesehen, auch nicht von denen, die sich häufig auf dem Bootssteg aufhalten, von wo aus man den besten Überblick hat. Gleich morgen werde ich mich bei der Fachgruppe Ornithologie nach Nisthilfen erkundigen. Ich weiß, dass zur Zeit ein Ansiedlungsversuch an einem Berliner Gewässer läuft. Mein Traum: Eisvogel in Sichtweite der fast 1000 Kleingärtnerfamilien auf dem Niederlehmer Werder. Es wäre eine Belohnung für die Einsatz und die körperlich anstrengende Arbeit einiger weniger Kleingärtner, die eine mehrere Hundert Meter lange Reisigbariere zwischen Weg und Uferzone errichtet haben, damit die Vögel dort ungestört brüten können. Über den Zuwachs bei Singvögeln habe ich in http://www.eidner-berlin.de/garten/nlkga.htm berichtet. Die Zweifler werden ermutigt und die bislang Unbeteiligten über das seelische Erleben vielleicht erstmalig angesprochen. Ich rechne mit einem AHA-Effekt für viele unter uns, die gar nicht wissen, welche Kostbarkeiten zwischen uns weilen. Wer hat schon in der Realität den so medienwirksamen Eisvogel gesehen ? Im Zoo gibt es ihn nicht. Mit solchen Herrlichkeiten könnte der eine oder andere für die Natur zu sensibilisieren sein. Oder werden hier etwa Perlen vor die Säue geworfen ? Und denken wir doch mal an die vielen Kinder ! Hunderte von Großstadtkindern hätten die Möglichkeit, den Eisvogel live zu erleben. Solche glücklichen Augenblicke mit allen Sinnen zu genießen - das wünsche ich mir. 

Ergänzung vom 24.4.2001: Seitdem hat sich viel getan und der Eisvogel brütet bei uns.

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