Meine Begegnungen mit freilebenden Wölfen in Brandenburg

 
Teil 2: Zweitbegegnung und Einblicke in das Sozialverhalten

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Ganz im Gegensatz zu meiner Erstbeobachtung hatte ich die Wölfe nicht näher kommen sehen. Nach langer Wartezeit waren sie einfach da, als ich gerade aufgeben wollte. Rasch hintereinander drückte ich auf den Auslöser, denn 4 der 5 Jungwölfe waren beieinander und erlaubten mir Einblicke ins Sozialverhalten. In der Schnauze eines der Tiere befand sich ein "Etwas", welches auf einen längst abgefressenen alten Knochen hindeutet. Ein Spiel? Aber ja, spielend lernend die Wölfe und festigen zugleich die Gemeinschaft.
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Zwei der Wölfe, später drei, lagen entspannt auf dem Boden, als der fünfte der Geschwister zur Gruppe stößt. Er begrüßt die dösenden Geschwister aufmerksam und liebevoll mit der Schnauze, leckt oder stupst.
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Alle 5 zusammen in einem Bildausschnitt sind für mich ein wahr gewordener Traum. In den 100 Minuten des heutigen Beobachtungszeitraums waren solche Momente rar. Vielmehr waren Zweier- Dreier und Vierergruppen die Regel. Die Tiere gingen achtsam miteinander um. Sie schienen ihre Gemeinschaft zu genießen.
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Immer wieder gab es nahe Kontakte zwischen den Jungwölfen und die Tiere fühlten sich sicher. Während einer in ein Mauseloch spähte, lagen zwei andere viele minutenlang ausgestreckt herum. Dabei spielte die Mäusejagd heute kaum eine nennenswerte Rolle oder ich habe sie heute verpasst. Als plötzlich drei Wölfe davon galoppierten, waren 70 Minuten Beobachtungszeit vergangen, doch das war immer noch nicht das Ende meiner Beobachtung. Die Gruppe verteilte sich nun weiträumiger. Mit dem Fernglas sah ich Einzeltiere oder Kleinstgruppen übers Feld streichen, bis sich die Tiere wieder zusammenschlossen, um gemeinsam den Ausflug zu beenden. Ich war mir sicher, dass alle 5 gemeinsam in ihr Versteck zurückkehren würden. Glücklich trat ich den Rückweg an. Ich ahnte nicht, dass der ganz große Auftritt noch bevorstehen würde.
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Auf dem Heimweg blickte ich noch einmal kurz nach rechts. Völlig unerwartet saß ein Wolf seitlich neben mir. Wie kam der überhaupt dorthin? Waren nicht alle fünf zusammen verschwunden? Hatte ich mich vohin verzählt und einer war zurückgeblieben- welcher nun genauso überrascht war wie ich? (zuvor war ich verdeckt). Zweifel an dieser Version kamen auf, ich glaubte, der Wolf "wusste" mehr als ich. Später - beim Sichten der Bilder - sah ich den Beweis, dass sich tatsächlich 5 und nicht nur 4 Wölfe versammelt hatten, um gemeinsam ins Versteck zu gelangen. Und dennoch war einer hier.

Der Wolf saß aufrecht neben mir, als sei er ein Hund, der zu mir gehört und wartet. Ich scheute mich davor, mit der Kamera die einzigartige Situation zu verderben. Zunächst sahen wir uns in die Augen und ich hätte gern gewusst, wie der Wolf die Situation empfindet. War es Neugier und Entdeckerfreude seinerseits? Hatte er mich genau an dieser Stelle erwartet? Hatte er seine Geschwister wieder allein gelassen, um mich näher zu betrachten? Es musste sich um das Tier handeln, welches sich so selten bei der Gruppe blicken ließ. Der Wolf war so nahe, dass ich befürchtete, ihn nicht gänzlich ins Bild zu bekommen. Ich hatte ein Teleobjektiv mit 120-400 mm Brennweite an meiner Spiegelreflexkamera. Der Verschluss ist laut, auch das ging mir durch den Kopf. Dann nahm ich entschlossen die Kamera zur Serienaufnahme. Bis der Wolf abzog (so lange wie möglich im Blickkontakt zu mir) vergingen ziemlich lange 35 Sekunden. Zweieinhalb Minuten später sah ich ihn ein letztes Mal ca. 400 Meter entfernt am Waldrand verschwinden. Welch unglaublicher Abschluss eines besonderen Beobachtungstages!

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