Meine Begegnungen mit freilebenden Wölfen in Brandenburg

 
Teil 1: Erstbegegnung im Spätsommer 2020

zur Übersicht

Alle Fotos werden beim Anklicken auf 800 Pixel (lange Seite) vergrößert

Meine erste Begegnung mit dem Wolf in freier Natur war frühmorgens vor Sonnenaufgang. Ein Wolf ließ sich kurz neben einer wenig frequentieren Straße blicken. Mit dem Fernglas konnte ich die Verdachtsmomente erhärten, für ein Belegfoto fehlte vor allem die Zeit (und in zweiter Linie das Licht). Doch ich war froh und wusste noch nicht, dass es noch viel besser kommen würde. Ich hatte keine Eile sondern konnte länger in der Gegend verweilen und in einem Behelfsversteck in der Feldflur warten. Meine Ausdauer wurde reichlich belohnt. Beim Absuchen der Fläche mit dem Fernglas erspähte ich plötzlich einen Wolf, dann 2,3, 4 Wölfe und wenig später sogar 5 Wölfe. Fünf Welpen!

01_P1010380abs 02_P1010432abs 03_P1020116abs 04_P1020127abs
Völlig aufgeregt war ich, als ich die Geschwisterbande auf mich zukommen sah. Beim Queren des abgeernteten Feldes verweilten die Tiere einzeln oder zu zweit an Mauselöchern und hatten auch mehr oder weniger sichtbar Erfolg. Nach längerer Trockenheit hatten sich die Mäuse im Sommer besonders gut vermehrt und so können viele dieser kleinen Happen die Jungwölfe ein wenig satt machen, wobei der spielerische Aspekt nicht zu kurz kam. Dem Verhalten nach war dies nicht die erste Erfahrung der Wölfe mit den Mäusen. Die Wolfsgeschwister wussten ihren Ausflug geschickt mit der Mäusejagd zu verbinden.
05_P1010361abs 06_P1010674abs 07_P1010688abs 08_P1010991abs
Die Wölfe verteilten sich nicht über die gesamte Fläche sondern querten nacheinander an derselben Stelle den Graben, wo sich eine Wiese anschloss. Auch hier wurde kurzzeitig nach Mäusen geschnuppert, doch dann galoppierte ein Tier davon und alle anderen hinterher. Mit dem Fernglas konnte ich das Treiben der Tiere weiterhin verfolgen, doch die Aktivitäten lagen nunmehr außerhalb des Dokumentationsbereichs der Bridge-Kamera mit bis zu 1200 mm Brennweite. Plötzlich kehrten die Wölfe in die Richtung um, aus der sie hergekommen waren, vielleicht spielten sie Jagd auf Großwild oder hatten einfach Freude am Rennen in der Gemeinschaft. Dabei kamen sie mir ein letztes Mal nahe, denn sie rannten nochmals an meinem Versteck vorbei, um in ihr eigenes Versteck zu gelangen. Wo sich der Bau befindet, von wo aus die Wolfsgeschwister ihre Streifzüge unternehmen, mag ihr Geheimnis bleiben. Auskünfte zur Örtlichkeit werden nicht erteilt, um die Wölfe zu schützen. Ich informierte einen regionalen Wolfsbetreuer und das muss reichen.

Ich durfte den Jungwölfen beim Herumtollen und bei der Mäusejagd nahe kommen, ohne sie zu stören.
Zweiundzwanzig überaus aufregende Minuten waren mehr, als ich jemals zu erhoffen wagte.
So etwas kann man in Brandenburg erleben, wo ich mich zu Hause fühle, obwohl ich laut Personalausweis in Berlin wohne.


Nunmehr bin ich vom Wolf infiziert.

zur Übersicht