Meine Begegnungen mit freilebenden Wölfen in Brandenburg

 
Teil 3: Wie geht es weiter?

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Ende September gab es 2 Tage Dauerregen. Was hat das mit der Wolfsfamilie zu tun? Ach ja, die Mäuse.
Die unterirdischen Gänge hatten sich also mit Wasser gefüllt, die Nester wurden überflutet und auch ein Großteil der erwachsenen Mäuse dürfte ertrunken oder auf der Flucht gefressen worden sein. Nun fehlen die duftenden Mauselöcher, von denen sich die Jungwölfe angezogen fühlten. Die Tiere müssen jetzt größere Kreise ziehen, um ihren Jagd- und Spieltrieb zu befriedigen. Sie werden Neues erkunden und anderen Reizen unterliegen. Hoffentlich landen sie nicht bei den Schafen, die zur Landschaftspflege eingesetzt werden. Können die Jungwölfe lernen, sich in die Kulturlandschaft einzupassen? Oder werden sie irgendwann zu „Problemwölfen“ und dürfen hier nicht bleiben?

Die Sichtbarkeit der Wolfsgeschwister war eine Phase, ihrer Jugend und der Massenvermehrung der Mäuse geschuldet. Nie habe ich Altwölfe gesehen. Und so ist zu erwarten, dass auch die Jungwölfe mit der Zeit quasi unsichtbar werden. Gut für die Wölfe. Ob ich wohl einen von ihnen nochmals sehe? Vielleicht den Neugierigen vom Ende des zweiten Teils? Irgendwo und unerwartet, während meiner Vogelbeobachtungen im Großraum? Im nächsten Frühling, wenn ich nach Wiedehopfen suche? Habitatmäßig gibt es durchaus Überschneidungen. Mit absoluter Sicherheit würde der Wolf mich eher sehen als ich ihn. Er entscheidet, ob er sich zeigt oder versteckt, aber auch ich werde nun in anderer Weise als früher in die weite Landschaft schauen, dabei auch ferne Waldränder, Gebüschsäume und andere Strukturen mit dem Fernglas absuchen. Denn die Wölfe leben unter uns und mit viel Glück kann man sie sehen. Ob der einzelgängerisch-neugierige Jungwolf wohl in 1-2 Jahren auch mal Hunderte oder gar Tausende Kilometer zurücklegen wird wie sogenannte Wanderwölfe? Er wird noch sehr viel lernen müssen, um die vielfältigen Gefahren zu erkennen und bestehen zu können.

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Eckdaten (Auswahl) zur Verringerung des Schutzstatus vom Wolf

03.12.2024: Berlin/Straßburg – Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat heute dafür gestimmt, den Schutzstatus des Wolfs von „streng geschützt“ auf lediglich „geschützt“ herabzusetzen. Der NABU kritisiert die Abstufung des Wolfs im europäischen Artenschutzrecht als nicht wissenschaftlich basiert und rein politisch motiviert. Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V. (GzSdW) sieht die Herabstufung als populistische Entscheidung. Die GzSdW gilt seit 2018 als anerkannter Umwelt- und Naturschutzverband und pflegt - wie kann es anders sein - eine Wolfsspezifische Website mit zahlreichen Informationen und Links. Daher beschränke ich mich auf einen kurzen Rückblick, welcher einen Richtungswechsel in der Politik angestoßen hat.

Am 19.01.2021 berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland: Brandenburger Koalition will Abschuss von Wölfen erleichtern
Verwunderlich ist das nicht, tatsächlich gab es im Land Brandenburg die meisten Wölfe, Wolfsrisse und Diskussionen mit Betroffenen und der Bevölkerung. Die Lokalpresse hatte mehrfach Beiträge veröffentlicht, die für wolfsfreie Zonen plädierten. Auch in Gebieten, wo der Wolf schon Rudel gebildet hatte. Die Gedanken an Abschuss waren nicht neu, sie nahmen an Fahrt auf.

Doch wie kommt man überhaupt zu belastbaren Wolfszahlen?

Ein Monitoringjahr erstreckt sich vom 1. Mai bis zum 30. April des darauffolgenden Jahres
und deckt sich zeitlich mit einem biologischen „Wolfsjahr“, von der Geburt der Welpen bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Für aktuelle Zahlen verweise ich auf die GzSdW.

Mit Blick auf die o. g. Abschusserleichterung verweise ich hier auf Ergebnisse des Monitoringjahres 2020/2021.

Wolfszahlen in Deutschland: In einer Pressemitteilung vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) wurden 157 Wolfsrudel in Deutschland ausgewiesen. Zudem sind 27 Wolfspaare sowie 19 sesshafte Einzelwölfe für das Monitoringjahr 2020/2021 bestätigt. Die Anzahl aufgefundener toter Wölfe (Totfunde) lag bei 138 Tieren, davon sind 107 durch Verkehrsunfälle gestorben. Bei 13 Wölfen war die Todesursache natürlichen Ursprungs, neun Wölfe wurden illegal getötet, bei fünf Wölfen war die Todesursache nicht zu ermitteln und vier Wölfe wurden im Rahmen von Managementmaßnahmen im Monitoringjahr 2020/2021 "entnommen".
Hier geht es zur Karte der Wolfsvorkommen in Deutschland im Monitoringjahr 2020/2021 im 10x10 km-Raster und zur Karte der Wolfsterritorien, beides jeweils im separaten Browserfenster im pdf-Format.

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Meine Beobachtungen und Fotos inspirierten mich zu Hunderten von Wolfsskizzen, mit deren Hilfe einige Gemälde entstanden sind bzw. entstehen. Ein winziger Ausschnitt davon ist auf meiner Mal-Site "Natur- und Vogelmalerei Regina Eidner"