Um Irrtümern vorzubeugen, stelle ich vorweg: Unser Hauptdarsteller
hat weder in einem Schuhkarton noch in einer anderen Schachtel gebrütet.
Unter einer Schachtelbrut versteht man eine zeitlich "geschachtelte"
Abfolge zweier aufeinanderfolgender Bruten. Während in einem Nest noch
die darin hockenden Jungen gefüttert werden, beginnt in einem anderen Nest
bereits der nächste Brutzyklus. Raffiniert, denn bei ca. 7 Eiern pro Nest
dauert allein die Eiablage eine Woche. Manchmal bebrütet das Weibchen schon
das neue Gelege, während die Jungen des alten Geleges kurz vor dem Ausfliegen
sind und nun vom Männchen allein versorgt werden. Das bedeutet Zeitgewinn,
der für eine zusätzliche Jahresbrut verwendet werden kann. Nach Kältewintern
erholt sich die geschrumpfte Population schneller wieder. Wir dürfen also
gespannt sein, ob unser Pärchen 3 Bruten unternimmt. In den beiden Jahren
zuvor waren es jeweils 2 Bruten, die sich bis Mitte August hinzogen. Dabei wurde
immer ein und derselbe Nistplatz (NP) genutzt, der entsprechend der Fertigstellung
die laufende Nr. 3 bekommen hatte. Eine gleichartige Schwegler-Nisthöhle
im zuerst ausgebauten Wurzelteller (NP1) und eine lehmgefüllte Baumscheibe
ohne Kunstnest (NP2) blieben vorerst unbeachtet.
Untenstehende Beobachtungen stammen vom Abend des 12.Mai.
Alle Fotos lassen sich durch Anklicken einzeln bzw. als
Diaschau (je 15 s) vergrößern.
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Der Schilfwuchs verringert möglicherweise die Attraktivität
dieser Steilwand (NP1), bis Mitte Mai sind die Halme jedoch kaum sichtbar. |
2 Jahre waren seit der Fertigstellung von NP1 vergangen, ohne dass etwas
geschah. Sollte das dieses Jahr anders sein? |
Erst als ich es sah, glaubte ich es. Der Fisch wurde in die Höhle
getragen und nicht etwa an den Partner verfüttert. Die Höhle
wurde rückwärts verlassen. |
Ich hatte meine Gründe zu zweifeln, denn fast das gesamte sichtbare
Eisvogelleben spielte sich überwiegend vor NP3 ab. Was werden die
beiden hier tun? |
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Der linke Eisvogel trägt einen Fisch im Schnabel, der andere fliegt
gerade (ohne Fisch) in die Nisthöhle von NP3. Es handelt sich eindeutig
um dasselbe Paar, welches gerade noch vor NP1 saß. |
Zwischendurch wurde unauffällig in NP1 gefüttert. Nicht die
sonst bekannten Rufe machten darauf aufmerksam, ich musste die Augen an
beiden Stellen gleichzeitig haben |
Nach Verlassen des verschmutzten Nestes NP1 wurden immer die vor NP3
in großer Zahl vorhandenen Sitzwarten zum ausgiebigen Baden und
ca. 10minütigen Putzen genutzt. |
Ausgerechnet hier, wo zahlreiche abgebrochene Äste im seichten
Wasser liegen, scheint die Lieblingsbadestelle zu sein. Gerade wieder
ist er 8mal in flachem Winkel ins Wasser gestoßen. |
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Von den Palisaden, die wasserseitig das Brutgebiet absperren, hat der
Eisvogel den Überblick über NP1 und NP3 gleichermaßen,
zumindest solange das Schilf niedrig ist. |
Die Abendsonne lässt den lehmgefüllten Wurzelteller NP3 in
warmem Licht erscheinen. Mit der orangefarbigen Vorderseite ist der bunte
Vogel jetzt sogar ein wenig getarnt. |
Ein eher untypischer Blick in die Luft. - Was mag den Eisvogel wohl
dort oben interessieren? |
Ach ja, Nebelkrähen sind in das Brutrevier ihrer Artgenossen eingedrungen
und zanken lautstark. |
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Die Aufregung ist vorbei, man widmet sich wieder der ausgiebigen Gefiederpflege.
Die Putzwarte könnte kaum auffälliger sein. Der Eisvogel hat
einen Besitz zu verteidigen. |
An dieser Stelle wäre der mit sich selbst intensiv beschäftigte
Eisvogel eine leichte Beute z. B. für den Sperber. Unser Hauptdarsteller
bevorzugt sonst eher eine durch ein Blätterdach geschützte Putzwarte. |
Das Nest wird rundherum bewacht, einmal blieb ein Vogel längere
Zeit in NP3. Die Jungen in NP1 kommen mir vernachlässigt vor. Zwischen
18 und 21 Uhr habe ich nur 2 Fütterungen wahrgenommen. |
Einer der Eisvögel ist meist vor NP3 zu sehen, während es
vor NP1 schlichtweg nichts zu beobachten gibt. Das wird die Erklärung
sein: lautlose Einflüge in NP1 sind mir wohl entgangen. |
Am nächsten Wochenende fehlte jede Aktivität an NP1. Demnach kann
davon ausgegangen werden, dass die Jungen inzwischen ausgeflogen und aus dem
elterlichen Brutrevier vertrieben worden sind.
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