Eisvogel

Eisvogelschutz auf dem Niederlehmer Werder

Teil: Öffentlichkeitsarbeit 2005


Da seit 2001 nunmehr 4 Sommer hintereinander von März bis August das Brutgeschäft "unserer" Eisvögel läuft und kaum jemand etwas davon mitbekommt, machen wir ein wenig Öffentlichkeitsarbeit in den Kleingartenvereinen auf dem Niederlehmer Werder. Als "Sympathieträger" ist der Eisvogel besonders geeignet, Ziele naturschützerischer Maßnahmen an den Menschen heranzubringen. Die untenstehende Dokumentation enthält den Inhalt einer Wandzeitung vom September 2005.

 

Die Eisvögel vom Niederlehmer Werder.
Eine Artenschutzmaßnahme der Kleingartenvereine auf dem Niederlehmer Werder

Leitung, Fotos und Dokumentation: R. Eidner, Bearbeitungsstand: September 2005

Eisvögel werden kaum über 2 Jahre alt, sofern sie die Gefahren der ersten Tage und Wochen überstehen. Sie bleiben im Winter hier. Die Art versucht, die hohen Winterverluste durch eine hohe Reproduktion auszugleichen. Das vierte Jahr hintereinander konnten wir ihr dabei helfen und wir sind auch weiter dabei, denn künstlich geschaffene Nistplätze verlangen regelmäßige Wartungsarbeiten und sind deshalb keine echte Alternative zur natürlichen Flussdynamik, die sich Ufersteilwände und große Wurzelteller immer wieder neu erschafft.

Alle Fotos lassen sich durch Anklicken vergrößern.
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16. Februar 2001: Hier bin ich wieder, wie schon im Vorjahr. Damals habe ich vergeblich Löcher in einen umgefallenen Wurzelteller gebohrt. Leider war er nicht tief genug für ein Nest. Schade, dass ich bald wieder weg muss, um einen Brutplatz zu finden. Hier gibt es doch sooo viel leckeren Fisch und ausreichend Deckung dazu! Eben. Anderswo ist es nicht besser. Ein 60 cm langes Rohr aus Holzbeton, welches in einen quaderförmigen Brutkasten mündet, bietet die Firma Schwegler als Nisthilfe an. Auf den art- und standortgerechten Einbau kommt es an. An Ideen und Helfern mangelt es nicht und so wird am 18.3.2001 eine komfortable 2 ½ - Raumwohnung in geschützter Lage direkt am fischreichen Sellenzugsee bezugsfertig. Gar nicht schlecht, finde ich. Jetzt braucht nur noch ein Weibchen vorbeizukommen. Ich werde der Angebeteten stolz das fertige Angebot zeigen, zwar hätte ich lieber selbst gebaut, aber vielleicht gefällt es ihr auch so. Als Hochzeitsgeschenk werde ich ihr einen Fisch überreichen. Ob sie da noch widerstehen kann?
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Die Dame ist hübsch, sie kommt und schaut neugierig, den kleinen Betrug verrate ich ihr nicht. Wir balzen aufgeregt und fliegen jetzt sogar ein paar Mal hoch in die Luft, was wir sonst das ganze Jahr über nicht tun, meine Dame ist begeistert und willigt freudig ein. In Hochstimmung beziehen wir das Nest. Wir flirten weiter, während das Weibchen 6 oder 7 Tage lang jeweils ein Ei legt, dann bebrüten wir abwechselnd 20-21 Tage lang die Eier und füttern weitere 26-28 Tage die Nestjungen. 2 Monate Arbeit liegen bis zum Ausfliegen der Jungen vor uns, bei der wir nicht gestört werden möchten. Tag für Tag, bis zum Einbruch der Dunkelheit, tragen wir Fisch ins Nest, den einer der Jungvögel im ganzen verschlingt. Die anderen müssen warten. Es geht aber gerecht zu in unserem Kinderkarussell, das sich nach jeder Fütterung ein Stück weiter dreht, so dass der Hungrigste immer am Einflugloch wartet.
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Diesen Fuchs kenne ich. Ihm läuft das Wasser im Maul zusammen, wenn er in der Dämmerung um das Nest herumstreicht, denn aus dem Loch heraus riecht es nach Fressbarem und Exkrementen. Der Fuchs kommt an die Duftquelle von vorn nicht heran und versucht es nun von hinten, schafft es aber nicht, das Nest frei zu wühlen. Jetzt endlich ist es so weit. Ich komme mit Fisch und was sehe ich da? Wir haben es geschafft! Unüberhörbar und eindringlich betteln die aufmerksamen Jungen während meines Anfluges. Sie sitzen in der Deckung, von unten durchs Wasser und von oben durch reichlich Blätter geschützt. Solche Szenen sind selten, denn schon bald sorgt der Nachwuchs für sich selbst. Eigentlich hätten wir uns jetzt Erholung verdient, aber die Natur hat es anders eingerichtet. Wir fangen noch einmal von vorn an. Am liebsten in einer frisch gebohrten Röhre oder wenigstens in einer alten, die nicht so stinkt.
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