Eisvogel

Eisvogelschutz auf dem Niederlehmer Werder

Teil: Schachtelbrut im Mai 2003


Um Irrtümern vorzubeugen, stelle ich vorweg: Unser Hauptdarsteller hat weder in einem Schuhkarton noch in einer anderen Schachtel gebrütet. Unter einer Schachtelbrut versteht man eine zeitlich "geschachtelte" Abfolge zweier aufeinanderfolgender Bruten. Während in einem Nest noch die darin hockenden Jungen gefüttert werden, beginnt in einem anderen Nest bereits der nächste Brutzyklus. Raffiniert, denn bei ca. 7 Eiern pro Nest dauert allein die Eiablage eine Woche. Manchmal bebrütet das Weibchen schon das neue Gelege, während die Jungen des alten Geleges kurz vor dem Ausfliegen sind und nun vom Männchen allein versorgt werden. Das bedeutet Zeitgewinn, der für eine zusätzliche Jahresbrut verwendet werden kann. Nach Kältewintern erholt sich die geschrumpfte Population schneller wieder. Wir dürfen also gespannt sein, ob unser Pärchen 3 Bruten unternimmt. In den beiden Jahren zuvor waren es jeweils 2 Bruten, die sich bis Mitte August hinzogen. Dabei wurde immer ein und derselbe Nistplatz (NP) genutzt, der entsprechend der Fertigstellung die laufende Nr. 3 bekommen hatte. Eine gleichartige Schwegler-Nisthöhle im zuerst ausgebauten Wurzelteller (NP1) und eine lehmgefüllte Baumscheibe ohne Kunstnest (NP2) blieben vorerst unbeachtet.

Untenstehende Beobachtungen stammen vom Abend des 12.Mai.
Alle Fotos lassen sich durch Anklicken einzeln bzw. als Diaschau (je 15 s) vergrößern.

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Der Schilfwuchs verringert möglicherweise die Attraktivität dieser Steilwand (NP1), bis Mitte Mai sind die Halme jedoch kaum sichtbar.
2 Jahre waren seit der Fertigstellung von NP1 vergangen, ohne dass etwas geschah. Sollte das dieses Jahr anders sein?
Erst als ich es sah, glaubte ich es. Der Fisch wurde in die Höhle getragen und nicht etwa an den Partner verfüttert. Die Höhle wurde rückwärts verlassen.
Ich hatte meine Gründe zu zweifeln, denn fast das gesamte sichtbare Eisvogelleben spielte sich überwiegend vor NP3 ab. Was werden die beiden hier tun?
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Der linke Eisvogel trägt einen Fisch im Schnabel, der andere fliegt gerade (ohne Fisch) in die Nisthöhle von NP3. Es handelt sich eindeutig um dasselbe Paar, welches gerade noch vor NP1 saß.
Zwischendurch wurde unauffällig in NP1 gefüttert. Nicht die sonst bekannten Rufe machten darauf aufmerksam, ich musste die Augen an beiden Stellen gleichzeitig haben
Nach Verlassen des verschmutzten Nestes NP1 wurden immer die vor NP3 in großer Zahl vorhandenen Sitzwarten zum ausgiebigen Baden und ca. 10minütigen Putzen genutzt.
Ausgerechnet hier, wo zahlreiche abgebrochene Äste im seichten Wasser liegen, scheint die Lieblingsbadestelle zu sein. Gerade wieder ist er 8mal in flachem Winkel ins Wasser gestoßen.
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Von den Palisaden, die wasserseitig das Brutgebiet absperren, hat der Eisvogel den Überblick über NP1 und NP3 gleichermaßen, zumindest solange das Schilf niedrig ist.
Die Abendsonne lässt den lehmgefüllten Wurzelteller NP3 in warmem Licht erscheinen. Mit der orangefarbigen Vorderseite ist der bunte Vogel jetzt sogar ein wenig getarnt.
Ein eher untypischer Blick in die Luft. - Was mag den Eisvogel wohl dort oben interessieren?
Ach ja, Nebelkrähen sind in das Brutrevier ihrer Artgenossen eingedrungen und zanken lautstark.
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Die Aufregung ist vorbei, man widmet sich wieder der ausgiebigen Gefiederpflege. Die Putzwarte könnte kaum auffälliger sein. Der Eisvogel hat einen Besitz zu verteidigen.
An dieser Stelle wäre der mit sich selbst intensiv beschäftigte Eisvogel eine leichte Beute z. B. für den Sperber. Unser Hauptdarsteller bevorzugt sonst eher eine durch ein Blätterdach geschützte Putzwarte.
Das Nest wird rundherum bewacht, einmal blieb ein Vogel längere Zeit in NP3. Die Jungen in NP1 kommen mir vernachlässigt vor. Zwischen 18 und 21 Uhr habe ich nur 2 Fütterungen wahrgenommen.
Einer der Eisvögel ist meist vor NP3 zu sehen, während es vor NP1 schlichtweg nichts zu beobachten gibt. Das wird die Erklärung sein: lautlose Einflüge in NP1 sind mir wohl entgangen.

Am nächsten Wochenende fehlte jede Aktivität an NP1. Demnach kann davon ausgegangen werden, dass die Jungen inzwischen ausgeflogen und aus dem elterlichen Brutrevier vertrieben worden sind.

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